Wenn unsere geliebten Fellnasen nicht fressen wollen, dann machen wir uns sehr schnell große Sorgen und fragen uns woran das wohl liegen kann - schließlich haben wir alle das Bild vom gefräßigen Labrador im Kopf oder den Hunden, die für irgendwas zu fressen, einfach alles tun würden.
Ich kann dich aber beruhigen - du bist nicht die einzige, der ein solches Exemplar hat, was nicht den Klischees entspricht. Meine Hündin konnte man zeitweise mit Futter buchstäblich verjagen. Sobald der Napf kam, hat sie sich angewidert weggedreht und das Weite gesucht. Zu dieser Zeit war sie auch nicht unbedingt wohl genährt und meine Sorgen wuchsen bis zur Verzweiflung. Die Worte - die frisst schon wenn sie hunger hat, habe ich verflucht und ich habe alles mögliche ausprobiert und wurde mit jedem Napf, den ich am Ende entsorgen musste, immer frustrierter. Ich habe dann ständig das Futter gewechselt und am Ende hat sie dann auch hier und da mal etwas neues gefressen, meistens hielt es aber nicht lange und dann verschmähte sie es wieder.
Manchmal habe ich zwei bis drei Tage nichts in sie reinbekommen - natürlich mit dem Ergebnis, dass sie dann viel und oft Gras fressen wollte und Magensäure kotzte, was meine Sorge nur noch verstärkte.
Damals wollte ich sie partout barfen, weil ich artgerecht füttern wollte. Ich habe verschiedene Fleisch- und Gemüsesorten ausprobiert, aber am Ende fraß sie nur sehr unregelmäßig und ich musste das rohe Futter sehr oft wegschmeißen.
Ja und vielleicht kennst du das auch? Egal was du anbietest, dein Hund möchte es nicht - außer es ist neu oder es ist ein Leberwurstbrot? Dann hat dein Hund dich wirklich schon sehr gut erzogen. Nein - Spass beiseite, ich weiss wie gesagt sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn man verzweifelt versucht etwas in den Hund zu bekommen. Da ist einem irgendwann einfach alles recht - auch das Leberwurstbrot.
Aber wie bin ich aus dieser Misere wieder herausgekommen? Indem ich entspannter wurde und einfach genau beobachtet habe.
Und damit meine ich alles - heute würde ich dir empfehlen, eine Art Tagebuch zu führen - wann frisst sie, wann frisst sie nicht - sind es Phasen oder ist es ein generelles Problem - zu welcher Tageszeit frisst sie am ehesten, zu welcher eher nicht?
Das brachte mir die ersten Aufschlüsse - morgens fraß sie z.B. am schlechtesten - also habe ich angefangen ihr da dann auch gar nichts mehr anzubieten - einfach um ihr und mir dieses Prozedere der Ablehnung zu ersparen -das hat schon mal den morgendlichen Frust genommen. Ich habe ihr dann einfach erstmal nur noch 1 mal täglich etwas angeboten und siehe da, das Fressverhalten wurde grundsätzlich besser. Um den Magen zu schonen wenn Sie den Rest des Tages nichts fraß habe ich zudem Ulmenrindenschleim aus einer Spritze verabreicht - um die Magensäure in Schach zu halten und keine Übelkeit zu fördern - wenn kein Futter komm - das entlastet viele Hunde, die länger nichts gefressen haben ebenfalls. Ich habe mich auch nicht mehr darauf eingelassen ihr zig verschiedene Dinge anzubieten. Ich habe das Futter eine Zeit lang stehen lassen, wenn Sie es nicht fraß dann nach einer Zeit wieder kalt gestellt und am nächsten Tag dann nocheinmal angeboten.
HIer sind wirklich ein bisschen Konsequenz und Disziplin gefragt, aber die zahlte sich schon nach ein paar Tagen aus. Meine Hündin wusste irgendwann, dass das ihre einzige Chance am Tag war, um zu fressen und machte mehr und mehr Gebrauch davon. Durch die Gabe von der Ulmrinde erholte sich der Magen und es fiel ihr auch wieder leichter zu fressen.
Was ich auch beobachtete, war, dass ihr vor allem der Anfang schwer fiel. Hatte sie erstmal einen Bissen gemacht, dann lief der Rest oft von alleine. Auch das habe ich mir zu nutzen gemacht und habe einen “Appetizer” integriert - also irgendwas auf das Futter gelegt, war sie wirklich gerne mag - ein klecks Leberwurst, ein Stückchen Käse oder Aufschnitt - das hat ihr die Überwindung leichter gemacht und sie fraß kontinuierlich besser.
Alternativ kannst du auch mal eine warme Brühe ergänzen oder bei Rohfütterung z.B. das Futter leicht angaren oder überbrühen - das setzt andere schmackhaftere Gerüche frei. Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen, die komplette Barfmahlzeit auf eine Kochmahlzeit zu verändern, weil ich gemerkt habe, dass ihr das leichter fällt und sie es alles in allem einfach besser verträgt.
Leckerchen solltest du in dieser Zeit natürlich nicht unbedingt in Mengen einsetzen, damit dein Hund nicht versucht, sich darüber satt zu fressen. Ja das ist für den Moment blöd, aber sobald wieder ein normaler Fressrythmus da ist, spricht nichts dagegen mit Leckerchen zu arbeiten. Je nachdem was du fütterst, könntest du auch aus dem Futter Leckerchen machen - z.B. bei Rohfleischfutter das Fleisch im Dörrautomat trocknen und einen Teil der täglichen mahlzeit als Leckerchen verabreichen.
Auch Aktivität kann helfen - sei aktiv, setzte auf Bewegung, damit dein Hund auch wirklich hunger bekommt.
Du darfst hier kreativ werden. Wenn es deiner Fellnase hilft, wenn immer ein bisschen Leberwurst unter das Futter gemischt ist oder ein Stück Käse drauf liegt, dann ist das sicher nicht optimal aber immernoch besser als dauerhaft gar nicht fressen und manchmal muss man auch erstmal aus einer solchen Spirale wieder rausfinden. Wichtig ist nur, dass dein Hund nicht lernt, dass er mit Ablehnung immer neue und bessere Sachen bekommt, sonst wird er oder sie das schon dauerhaft einfordern.
Überprüfe auch den Ort an dem du fütterst und das Material, welches du verwendest.
Fühlt sich deine Fellnase am Futterort wohl? Kann es dort in Ruhe fressen oder gibt es dort viele Reize? Gerade ängstliche Hunde brauchen ein ganz stabiles Umfeld um sich in Ruhe auf das Fressen einzulassen. Manche Hunde mögen das Futter auch lieber aus einen Plastik oder Keramiknapf anstatt aus einem Metallnapf. Auch hier darfst du einfach mal rumprobieren was deiner Fellnase am besten liegt.
Hast du mehrere Hunde dann kann es sein, dass gemeinsames Füttern das Fressverhalten positiv beeinflusst, es kann aber auch sein, dass der Stress mit einem anderen Hund im Nacken sich negativ auswirkt. Auch hier kann ich dir nur empfehlen, beobachte deine Fellnasen gut und schaue was am besten funktioniert. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann ist das auch eine gute Erkenntnis auf dem Weg zu eurer individuellen Lösung. Am Ende kennst du deine Tiere am besten und du darfst hier eine ganz eigene Lösung entwickeln - egal was die anderen sagen. (Das Ziel sollte natürlich sein, dass dein Hund dauerhaft mind. eine ausgewogenene Mahlzeit pro Tag frisst - dann sind aber Phasen der Ausnahme und einzelne Tage an dennen das nicht klappt nicht schlimm).
Wichtig ist wirklich, dass du dich nicht von den Normen stressen lässt - klar gibt es immer die optimal Vorstellung - dein Hund frisst mehrmals täglich mit Appetit seine Ration- aber dein Hund ist ein Lebewesen - da läuft auch nicht immer alles geradlinig und du darfst da auch euren eigenen Weg finden.
Wenn ihr wieder einen guten Fress Rhythmus gefunden habt und du auch den Eindruck hast, dass es gut läuft und ggf. auch wieder ein bisschen Gewicht aufbauen konntest, kannst du langsam anfangen die Präferenzen deines Hundes weiter auszutesten - aber ohne wild jeden Tag etwas anderes zu füttern. Einfach mal eine andere Sorte untermischen und beobachten ob das mit mehr freude angenommen wird oder verschiedene Komponenten weglassen um zu schauen, ob die Fress Freude dann höher ist - lass dir hier aber auch immer ein paar Tage zeit, damit du nicht den Effekt hast, dass alles neue ja immer erstmal super ist. Das zeigt sich meist schon nach ein paar Tagen.
Wenn dein Hund phasenweise nicht frisst - z.B. eine Hündin nach der Läufigkeit oder ein Rüde nach der Begegnung mit einer läufigen Hündin, dann kann das auch hormonell bedingt sein. Auch in dieser Phase kannst du versuchen, deinem Hund so angenehm wie möglich zu machen. Aber eben nicht um jeden Preis. Akzeptiere, dass es einfach eine Phase ist - die auch wieder vorbei geht. Sobald sie wieder vorbei ist, kannst du ja das Futter wieder ein bisschen aufstocken. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja etwas, was sie dein Hund besonders gerne mag, dann füttere das in erster Linie in diesen Phasen, um es euch beiden leicht zu machen. Und auch, wenn dein Hund mal mehrere Tage nichts frisst, dann ist das erstmal kein Weltuntergang. Mit einem Magenschoner wie Ulmenrinde Schleim kannst du unterstützen, damit der Magen in dieser Zeit nicht durch die Säure angegriffen wird. du solltest natürlich im Blick haben, ob dein Hund weitere krankheitsanzeichen zeigt - wenn er Fieber hat oder sich noch anderweitig komisch verhält,oder starken Juckreiz zeigt dann ab zum Tierarzt - hier könnte auch eine Krankheit oder Unverträglichkeit hinter der Futterverweigerung stecken, aber wenn er sonst relativ normal ist (mit Ausnahme der hormonellen Besonderheiten, die du als Besitzer aber eigentlich ja schon kennst) dann habe Geduld. Meine Hündin frisst inzwischen wieder gut zweimal täglich. Morgens ist immer noch nicht ihre Zeit, aber mittags nach dem Spazieren gehen hat sie meist den besten Appetit und abends vor dem Schlafen ist es dann meistens auch kein Problem - außer sie hat ihr Zeckenmittel bekommen, dann gibt es immer mal wieder eine Phase, in der sie einige Wochen schlechter frisst. Und das ist ok.
Sie hat inzwischen so gut zugelegt, dass sie solche Phasen locker wegsteckt und ich wirklich völlig entspannt sein kann. Trotzdem bekommt auch sie oft ein bisschen Leberwurst aufs Futter für den ersten Happen.
Wichtig ist, dass die Mahlzeit dauerhaft ausgewogen ist. Wenn das phasenweise nicht so ist, dann ist das ok. So ist das Leben.
Wenn dein Hund keine Innereien mag, dann ist das schade, weil ihm dadurch einige natürlich Nährstoffe entgehen, aber diese kann man auch anders in eine Ration integrieren. Und ja, natürlich wäre immer die bessere Wahl - aber manchmal entscheidet nunmal auch der Geschmack. Ich weiß auch, dass ich Fisch essen sollte, weil es gesund wäre für mich - ich mag aber keinen Fisch und sehe zu, dass ich das dann anderweitig ausgleiche.
Fassen wir nochmal kurz zusammen:
Entspanne dich und beochbachte deinen Hund gut - unterstütze den Magen in der Zeit des Nichtfressens mit z.B. Ulmenrindenschleim und biete das Futter nicht dauerhaft an und höre vor allem damit auf immer wieder neue Dinge anzubieten.
Prüfe Futterort und Equipment.
Arbeite ggf. mit einem Appetizer oder mische etwas unter das Futter was dein Hund mag (ein bisschen Leberwurst oder Käse) oder gieße ein bisschen Leberwurstwasser oder eine Knochenbrühe darüber.
Bei Rohfütterung gare das fleisch ein bisschen an oder überbrühe es mit heißem Wasser um es schmackhafter zu machen - probiere sonst auch aus, ob die gekochte variante besser ankommt (aber Achtung, keine Knochen kochen! - die müssen dann aus der Ration raus - das Kochen von Innereien oder Magen empfehle ich dir nur, wenn du geruchsfest bist).
Biete das Futter an und nehme es nach einer Zeit auch wieder weg - und biete es am nächsten Tag erneut an.
Beobachte immer ob dein Tier Krankheitsanzeichen zeigt (lurig ist oder Fieber hat, dann sofort zum Tierarzt, dann hat die Futterverweigerung andere Gründe)
Bei wiederkehrenden schlechten Fressphasen halte dir für diese Zeit besondere Dinge auf, die es nur dann gibt, um es euch so leicht wie möglich zu machen.
Gib dich damit zufrieden, wenn dein Tier zunächst nur alle paar Tage eine ordentliche Portion frisst - sorge aber dafür, dass dein Tier ausreichend trinkt.
Hast du noch mehr Ideen oder Tipps zu diesem Thema, die anderen Fellnasenbesitzern helfen können? Dann schreib es doch gerne in die Kommentare!
Und wenn du persönliche Unterstützung benötigst oder deine Futterauswahl mal etwas genauer auf den Prüfstand stellen möchtest um herauszufinden, ob das was du fütterst deiner Fellnase die Nährstoffe liefert, die gebraucht werden, dann melde dich einfach bei mir - auf meiner Homepage www.futterplanschmiede.de findest du ein Kontaktformular oder schreib mir über mein Instagram Profil. Gemeinsam können wir auch nach individuellen Lösungen für dich und deine Fellnase suchen.