Folge #8 - Die Frage aller Fragen - wann ist ein Futter gut?

Als Futter- und Ernährungsberaterin werde ich sehr häufig angesprochen: Ich füttere das Futter von der Marke xy- das ist doch gut, oder?

 

Abgesehen davon, dass ich bei der Vielzahl von Futtermitteln auf dem Markt nicht für jedes Futter die Inhaltsstoffe auswendig kenne und daher eine spontane Antwort überhaupt nicht möglich ist - ist die Frage in meinen Augen auch nicht wirklich zielführend. 

 

Wie wird denn definiert ob ein Futter gut ist? Da gibt es in meinen Augen einige Faktoren, die es zu berücksichtigen gibt: 

 

1. Qualität - in der Regel gesetzlich geregelt und hierzulande recht hoch

2. Art - Alleinfuttermittel, Einzelfuttermittel oder Zusatz- bzw. Ergänzungsfuttermittel, Nass- oder Trockenfutter, Kraft- oder Mineralfutter, Öl 

3. Deklaration - ebenfalls gesetzlich geregelt, aber hier gibt es durchaus Lücken, die dazu führen, dass man das Futtermittel nicht gut beurteilen kann

4. Inhaltsstoffe - werden alle Inhaltsstoffe genannt oder sind da auch noch welche im Verborgenen?

5. Verhältnis - wie ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Bestandteilen

6. benötigte Menge - welche Menge wird benötigt

7. Preis - wie teuer ist das Produkt

 

Einen wichtigen Part haben an dieser Stelle natürlich die Inhaltsstoffe. Diese sollten am besten alle inkl. des prozentualen Anteils auch benannt sein. Welche Inhaltsstoffe gut sind, das ist wiederum eine etwas schwierige und vor allem individuelle Sache. Wichtig ist, du kannst mit den Inhalttsstoffen etwas anfangen - Es sollte nach Möglichkeit keine Farb- und Konservierungsstoffe enthalten. Der Rest ist zum einen Geschmackssache und zum anderen auch eine Frage der Verträglichkeit. Man kann z.B. nicht sagen, dass Rindfleisch besser ist als Hühnchen oder ein Futter mit Kräutern besser als eins ohne. Oder dass nur Futter gut sind, die Leinsamen enthalten. Wenn dein Tier eine Allergie gegen Leinsamen hat, dann nutzt dir eine solche Aussage äußerst wenig. 

 

Du siehts um ein Futtermittel zu beurteilen kann man verschiedene Faktoren heranziehen doch den alller aller wichtigsten haben wir noch gar nicht genannt - denn wenn jetzt alle diese Faktoren irgendwie passen und man das Futter als für sich als “gut” einstufen würde, heißt das leider noch nicht, dass es auch in die Ration von deinem Tier passt. 

 

Ich mache mal ein Beispiel für Pferd und ein Beispiel für den Hund: 

 

Fangen wir mit den Hunden an: 

 

Du bist auf der Suche nach einem guten Futter und wählst ein Futter mit hohem Fleischanteil aus. Es beinhaltet auch ein bisschen Gemüse und kein Getreide - dafür sind aber Mineralien und Spurenelemente sowie Vitamin E enthalten. Soweit so gut. 

 

Du hältst dich an die empfohlene Menge auf der Verpackung und stellst nach einigen Wochen fest, dass dein Hund Gewicht verliert - du fütterst einfach etwas mehr. Nach einiger Zeit stellst du fest, dass dein Hund trotz erhöhter Futtermenge schlapper wirkt - Diagnose vom Tierarzt - schlechte Leberwerte und Vitaminmangel. Was steckt dahinter? Du führst zu viel Protein (Fleisch) zu, dein Hund muss jetzt dieses überschüssige Protein in Energie umwandeln - dadurch entstehen Schadstoffe, die die Leber belasten.  Das Futter an sich kann von den Inhaltsstoffen durchaus als gut bezeichnet werden - trotzdem fehlt für deinen Hund hier noch eine zusätzliche Energiequelle, und das Futter kann es noch so gut sein, ist als Alleinfutter für deinen Hund ungeeignet. Mit einer sinnvollen Energie- und VItaminErgänzung kann es schon wieder ganz anders aussehen. 

Schauen wir auf das Pferd: 

 

Dein Pferd bekommt neben dem Heu noch ein Müsli und ein Mineralfutter. Beides renomierte Marken und gute Inhaltsstoffe - in beiden sind Mineralien und Spurenelemente  enthalten. Alles wird gut gefressen, das Fell glänzt, das Pferd ist auch gut drauf, aber der Zustand der Hufe verschlechtert sich immer mehr, dein Pferd schwitzt ab und zu auch ohne dass es was getan hast. Wegen der schlechten Hufqualität ergänzt du nun noch ein Futtermittel für den Hufwachstum, gefühlt tut sich damit aber trotzdem nichts. 

Bei einer Blutuntersuchung des Tierarztes kommt heraus, dass der Selengehalt sehr hoch ist. Sowohl im Müsli als auch im Mineralfutter sind Selen enthalten. Ebenso im Heu. Die Futtermittel für sich sind alle gut - aber die Kombination führt zu einer Überversorgung und einer schleichenden Selenvergiftung, welche unter anderem auch die Probleme mit den Hufen verursacht. Und ohne das abzustellen, kannst du noch so viele Zusatzmittel für die Hufe füttern - es wird nicht den gewünschten Effekt erzielen, weil die Selenüberversorgung einen großen Anteil an der Problematik hat. 

 

Ok wir halten fest, dass die Frage, ob ein Futtermittel gut ist  eigentlich gar nicht unbedingt zielführend ist. Das Futtermittel kann noch so gut sein, wenn es aber nicht in die Ration oder zum Bedarf deines Tieres passt, dann ist das beste Futter nichts wert.

 

Die zielführendere Frage ist also: Passt das Futtermittel zu meinem Tier?

 

Und wie findet man das jetzt raus?

 

Indem man eine Rationsberechnung macht oder machen lässt. Dabei schaut man sich zunächst den theoretischen Bedarf des Tieres an - dieser ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie der  Rasse, dem Alter, dem Gewichtszustand, der Größe, der Haltung, der täglichen Auslastung durch Bewegung und natürlich auch dem Gesundheitszustand. . 

 

Wenn der theoretische Bedarf geklärt ist, wird das Futtermittel gegenübergestellt und geschaut, inwieweit es den Bedarf deines Tieres deckt.

 

Wenn keine Grenzwerte überschritten werden, dann hast du ein erstes Indiz dafür, dass das Futtermittel gut in die Ration passen könnte - dann gilt es im Nachgang nur die passenden Ergänzungen zu finden, die ausgleichen, was noch nicht genug enthalten ist. 

Werden mehrere Grenzwerte überschritten oder passen bestimmte Werte nicht zum Gesundheitszustand deines Tieres, dann ist das Futtermittel eher ungeeignet für dein Tier. 

 

Wenn ein Futtermittel für geeignet befunden wurde, dann muss es im  Nachgang noch in das sogenannte Feintuning - denn die theoretischen Zahlen sind auch nur Annäherungswerte bzw. Richtlinien. 

Beim Funtuning wird dann individuell für dein Tier geschaut, wie sich die entsprechenden Mengen einpendeln lassen, um das optimale Ergebnis zu erzielen. 

Man schaut dann z.B. ob die ausgerechnete Menge passt, in dem man das Gewicht beobachtet, und die Menge dann ggf. noch einmal anpasst.  Wenn mehr von dem Futter benötigt wird, um das Gewicht zu erhalten, wird auch nochmal geschaut ob dieses Mehr dann noch innerhalb der Toleranzgrenzen liegt oder ob wie in den Beispielen dann bereits Grenzwerte überschritten werden, dann ist es sinnvoll nach einer Alternative zu suchen oder die Kombination nochmal zu überdenken. 

Rationen zu berechnen kannst du übrigens auch als Laie lernen…Das ist auch wenn es sich komplex anhört keine Raketenwissenschaft. Dafür gibt es inzwischen auch schon viele Kurse und Webinare. Und eventuell habe ich da auch was in Planung… Wenn du also Interesse daran hast das selber mal auszuprobieren und die Grundlagen zu erlenen, sprich mich gerne an. Und wenn du sagst, ne auf diese Theorie und das Berechnen habe ich keine Lust und du möchtest das lieber einem Profi überlassen, dann stehe ich dir natürlich auch gerne zur Verfügung und erstelle eine passende Ration für dich. (Hier melde dich aber rechtzeitig bei mir, aufgrund der geplanten Kurse, habe ich für Beratungen bald nicht mehr so viel Kapazität wie bisher und vergebe ab Mai, die Beratungsplätze daher immer im Voraus für den nächsten Monat. 

Mein Kontaktformular findest du auf meiner Homepage - den Link dazu packe ich dir in die Shownotes. 

 

Ich hoffe die Folge war wieder aufschlussreich für dich und vielleicht fragst du dich jetzt auch eher, ob ein Futtermittel zu deinem Tier passt anstatt ob das Futtermittel gut ist… 

 

Schreib mir doch gerne in die Kommentare oder per Instagram, ob du dich auch schon mal gefragt hast, ob ein Futtermittel gut ist und woran du das bisher festgemacht hast.