Heute gehen wir dem Titel dieses Podcasts mal ein bisschen mehr auf den Grund. Was bedeutet es denn achtsam zu füttern?
Fragt man Google nach der Bedeutung von Achtsamkeit erscheint ziemlich zuerst folgende Definition:
“Achtsamkeit bedeutet, sich bewusst und wertungsfrei auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Es geht darum, die Sinne und den Körper zu spüren und die Gedanken und Gefühle ohne Bewertung anzunehmen. Achtsamkeit kann helfen, den Stress zu reduzieren und die eigene Lebensqualität zu verbessern.”
Wie können wir das jetzt auf das Thema Fütterung von Tieren übertragen? Ganz klar - indem wir zunächst das Fressverhalten unserer Fellnasen genau beobachten. Wir sollten uns im Klaren darüber sein, wie unser Tier frisst, was es braucht aber auch welche Vorlieben und Abneigungen es dabei hat. Wenn wir das Fressverhalten unserer Fellnase gut analysieren und kennen, uns mit den Bedürfnissen auseinandersetzen, können wir so auch den Stress, den das Thema Fütterung oftmals mit sich bringt reduzieren, weil wir dann in der Lage sind zu akzeptieren, dass der Bilderbuch Weg nicht immer das Non-Plus-Ultra ist.
Aber wie kommen wir denn dorthin? Was genau sollte man denn beobachten?
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Wie frisst mein Tier? Langsam oder schnell, gierig oder vorsichtig, freudig oder eher mühsam und ist das immer so oder variiert das in bestimmten Situationen?
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Gibt es ein Sättigungsgefühl? Hört das Tier auf zu fressen, wenn es satt ist oder kennt das Tier kein satt und frisst auch über das Maß hinaus?
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Wann frisst mein Tier? Natürlich meistens dann, wenn es Futter bekommt - aber gibt es trotzdem Unterschiede in den Tageszeiten? Sind die Zeiten immer gleich oder variieren diese auch mal - was passiert, wenn es zu abweichenden Zeiten kommt? Wie verhält sich das Tier dann? Wie gut kommt das Tier mir Fresspausen klar? Und wann frisst es vielleicht am liebsten oder besser oder ggf. schlechter? Gibt es Phasen im Leben meiner Fellnase in der das abweicht und welche Rückschlüsse kannst du daraus ziehen?
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Was frisst mein Tier? Jetzt magst du im ersten Moment denken, das weiss ich doch - aber ich meine nicht nur eine Sorte oder Marke, sondern auch die Inhaltsstoffe, die genaue Menge etc. Bist du dir wirklich bewusst darüber, was deine Fellnase da bekommt und was in dem Futter alles drin ist? Und damit meine ich vom Futter bis zu jeder kleinen Belohnung alles - auch z.B. wie viel Heu oder Gras ein Pferd aufnimmt - oder auch das Stück Käse oder Wurst was vom Tisch abfällt oder wieviel Wasser nimmt es täglich auf - hast du das jemals genau beobachtet oder berücksichtigt?
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Was mag deine Fellnase und was nicht? Gibt es Futtermittel oder Sorten, die es gern oder nicht so gern mag? Wofür würde deine Fellnase einfach alles stehen oder liegen lassen? Was verträgt dein Tier, was verträgt es vielleicht nicht?
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Wie ist das Umfeld geschaffen? Hat deine Fellnase Ruhe beim Fressen oder eher Stress? Woraus frisst deine Fellnase? Verteidigt es sein Futter oder hat er oder sie das Futter für sich alleine? Wie ist das Verhalten dem Menschen oder Artgenossen gegenüber wenn es um Futter geht?
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Wie verhält sich die Fellnase nach dem Füttern?
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Wie ist der Kotabsatz nach dem jeweiligen Futter oder nach der jeweiligen Situation?
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und natürlich auch, kennst du den grauen Bedarf deiner Fellnase an Nährstoffen und Futter? Hast du dir jemals die Mühe gemacht den Bedarf anzuschauen und zu prüfen, ob das Futter, was du fütterst zu deiner Fellnase passt?
Wenn du das alles über dein Tier beantworten kannst, dann sage ich herzlichen Glückwunsch - dann bist du sehr geübt in achtsamen Füttern! Aber wie du an den Fragen erkennst - die Beobachtungen sind immer ein Prozess - du wirst niemals alle Fragen am gleichen Tag beantworten können - es ist immer eine Reise der Beobachtung - die Beobachtungen können dir allerdings in schwierigen Situationen helfen und du kannst dir das ein oder andere zu Nutzen machen, wenn es mal nicht so gut läuft mit der Fütterung oder du die Fütterung aus irgendeinem Grund verändern musst oder sich die Futtersituation ändert - dann kannst du auf bewährtes zurückgreifen um es dir und deiner Fellnase einfach leichter zu machen.
Und das nimmt am Ende auch dir den Stress - denn füttern oder Futterentscheidungen sind für viele Menschen da draußen purer Stress. Man möchte unbedingt alles richtig machen und man hört und liest soviel von der optimalen Fütterung, dass schnell großer Stress aufkommt, wenn sich die eigene Fellnase nicht an die Spielregeln halten möchte. Und weil man seine Fellnase ja liebt und auch nur das allerbeste für sie möchte ist man am Ende nur noch frustriert oder verzweifelt, wenn es nicht so läuft.
Aber du darfst nicht vergessen - dein Tier ist genau wie du ein Individuum mit Vorlieben und Prägungen und das Leben läuft nicht immer geradeaus. Trotzdem kann es auch leicht und schön sein, wenn du dich in Kurven über den Berg schlängest indem du es dir und deinem Tier leicht machst, weil du die Bedürfnisse und vorlieben deiner Fellnase kennst und dir diese Dinge in schwierigen Situationen zur Hilfe nimmst.
Ich möchte dich daher einladen deine Fellnase und das Fressverhalten einfach mal genau zu beobachten. Mach dir gerne Notizen dazu - eine Art Futtertagebuch in dem du deine Beobachtungen und Veränderungen festhalten kannst. Schreibe zudem auch einmal alles auf, was dein Tier an Futter bekommt mit den genauen Mengen - das schadet im Übrigen nicht, falls du mal unerwartet ausfällst, kann so ein dritter die Fütterung genau fortführen.
Achtsam zu füttern, heißt wertfrei zu beochbachten und festzustellen - Wissen über das Fressverhalten der eigenen Fellnase aufzubauen und auch die Versorgung aller benötigten Nährstoffe dabei im Blick zu halten. Achtsam füttern ist eine Reise die Futtersituation immer wieder zu hinterfragen und zu optimieren und für die Lebensphase der eigenen Fellnase anzupassen und es dir und deiner Fellnase damit leicht zu machen. Das heißt auch neues auszuprobieren und auf bewährtes zurückzugreifen - aufwändige Dinge zu optimieren und mit einem guten Gewissen zu füttern.
Achtsamkeit in der Fütterung ist eine Einstellung, die ich mir für jede Fellnase, die auf dieser Welt bei einem Menschen lebt wünschen würde. Und wenn du auch der Meinung bist, dass unsere Fellnasen das verdient haben, dann gehe mit gutem Beispiel voran und übe dich daran achtsam zu sein und überzeuge auch andere Fellnasenbesitzer davon.