Folge #13 - Verantwortung in der Fütterung und wie du sie reduzieren kannst

Heute habe ich das Thema Verantwortung mitgebracht. Ich erlebe häufig, dass meine Kunden unter der Last der Verantwortung leiden und schon fast zusammenbrechen - weil Sie einfach alles richtig machen wollen, dies dann aber zu aufwändig, zu teuer oder zu umständlich ist, das Tier das Futter ablehnt oder es einfach nicht so umgesetzt werden kann, wie die Norm es vorgibt.

 

Nicht selten endet das in Verzweiflung… Doch wie weit geht unsere Verantwortung in Sachen Fütterung überhaupt? Sind wir nicht gut beraten, wenn wir einfach ein renommiertes Futter auswählen? 

Um all diese Fragen zu beantworten, muss ich etwas ausholen.. 

 

Zunächst einmal - wenn wir uns ein Tier anschaffen, dann müssen wir uns darüber bewusst sein, dass wir die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen, was nicht selbst für sich sorgen kann. 

Aber was bedeutet das jetzt konkret? Wenn wir einen Blick in das Tierschutzgesetz werfen findet man dort folgendes geschrieben: 

 

“Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, 1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen… und im weiteren Verlauf auch muss über die angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. 

 

Ok um den Fokus hier auf die Ernährung zu richten: Wir sollten das Tier seiner Art und seiner Bedürfnisse entsprechend angemessen ernähren und über die erforderlichen Kenntnisse verfügen. 

 

Indem wir ein Futter kaufen, was grundsätzlich für die Tierart geeignet ist, kommen wir dieser Pflicht auch schon ein ganzes Stück weit nach. Aber reicht das wirklich aus? In meinen Augen leider nicht, denn viele vergessen den Part mit den Bedürfnissen. Nur weil ein Futter für eine bestimmte Tierart geeignet ist, heißt es noch nicht, dass es auch zum Bedarf des jeweiligen Tieres passt. 

Und wie man den Bedarf ermittelt und dann das passende Futter findet - das ist in der Tat auch nicht mal ebenso  gemacht - ich meine nicht umsonst habe ich z.B. pro Tier fast 1 Jahr lang in Ausbildungen verbracht, um mir das entsprechende Wissen anzueignen. Das kann man als normaler Hundebesitzer auch gar nicht bis ins Detail haben. Aber wenn ich jetzt darauf zurückblicke was ich als Tierbesitzer damals nicht wusste und was viele andere Tierbesitzer auch schlichtweg nicht wissen, dann wird mir ganz schwer ums Herz. Denn egal was ich gemacht hätte - ich hätte mein Tier niemals wirklich bedarfsgerecht gefüttert. Ich habe mich an Werbeversprechen orientiert und Futtermittel einfach wild kombiniert im Glauben, mein Tier gut zu ernähren. Erst jetzt weiss ich, dass genau dieser Weg nichts mit bedarfsgerechter Fütterung zu tun hat und dass man das ganze eigentlich andersherum betrachten muss. Erst anschauen, was braucht mein Tier überhaupt und dann gezielt das richtige Futter für diesen Bedarf auswählen und damit meine ich nicht ein Seniorfutter auswählen, wenn mein Hund älter wird. Den Bedarf zu bestimmen heißt zu schauen, wie viel Energie, wie viel Protein, welche Mineralien und Vitamine braucht mein Tier. Jetzt denkst du bestimmt - oh Gott, woher soll ich das denn wissen? 

Und genau das ist auch der Grund, warum diese Verantwortung für viele so schwer wiegt, weil wir wissen, dass wir eigentlich keine Ahnung haben und immer nur ausprobieren. Wenn das die Situation aber nicht verbessert oder unsere Fellnase uns dann womöglich noch mit Nichtfressen straft, dann verzweifelt man, weil man ja auch weiss, wie man aus diesem Kreislauf wieder aussteigen kann. 

 

Ich sehe so häufig viel zu dicke Tiere, bei denen sich die Besitzer nicht ansatzweise darüber bewusst sind, dass die Tiere zu dick sind oder auch, dass viele Tiere anstatt einem passenden Futter etwas vom Tisch bekommen - und damit meine ich nicht ein Stückchen Käse, Wurst oder Fleisch nach dem Essen als Snack- sondern ganze Mahlzeiten bestehend aus stark gewürzte Resten, geschmierten Broten oder auch alte Backwaren inkl. Schokobrötchen, Croissants etc. Und noch öfter dann die Entschuldigung: aber das mag er doch so gerne…. 

Jaaaaaaa - das mag ja sein, aber es ist trotzdem pures Gift für die Fellnase. 

 

Und ich glaube an dieser Stelle fängt unsere Verantwortung wirklich an: Wir sollten wissen, was ein Tier fressen darf und was es auf keinen Fall täglich bekommen sollte. Wir sollten wissen und beurteilen können, wann unsere Fellnase zu dick ist und wann Handlungsbedarf besteht. Wir sollten auch wissen, was wir unserem Tier füttern und anhand der Deklaration erkennen können, was das Futter beinhaltet und ob es sich um grundsätzlich gute Inhaltsstoffe handelt oder eben nicht. 

Wir sollten uns bewusst sein, dass die Futtermittelindustrie verkaufen möchte und nicht jedes Produkt zu jedem Tier passt und wir sollten uns bewusst darüber sein, dass unser Wissen in den meisten Fällen, was die bedarfsgerechte Fütterung angeht, nicht so ausgeprägt ist, wie wir vielleicht glauben. Und das wiederum ist gar nicht schlimm - denn wenn wir uns bewusst sind, dass wir etwas nicht wissen, dann können wir handeln. Wir können uns Hilfe suchen oder anfangen uns Wissen anzueignen. Mit dem Eingeständnis, dass wir etwas nicht können und wissen, schaffen wir eine neue Situation in der wir endlich Handeln können und somit diese unbefriedigende vorherige Situation in der wir verzweifelt waren, verlassen können, weil wir jetzt in der Lage sind, etwas daran zu ändern. 

 

Und welche konkreten Möglichkeiten gibt es da? Einige! Es gibt z.B. schon viele Anbieter, die Kurse und Schulungen zu diversen Themen im Fütterungsbereich anbieten. Mein Tipp, schau dir vorher an, wer den Kurs gibt und wo derjenige herkommt und was er gelernt hat. Auch hier gibt es immer wieder Unterschiede und ich würde nicht sagen, dass es da welche gibt, die falsch liegen, sondern vielmehr, dass jeder auf seine Art und Weise eine bestimmte Philosophie vertritt, die auf die eigene Art und Weise schon richtig ist und ob sie auch für dich und deine Fellnase richtig ist, dass kannst du am besten beurteilen, weil du dich und deine Fellnase am besten beurteilen kannst. 

Manchmal muss man auch erst einen Weg gehen, der nicht zu einem passt, um das herauszufinden. Und soll ich das was sagen? Das ist überhaupt nicht schlimm - das ist menschlich. Am Ende zählt nur, dass du nicht in einer Situation stecken bleibst, die dir und deiner Fellnase nicht guttut. 

 

Und wenn du dich selbst nicht tiefer mit der Materie auseinandersetzen möchtest, dann ziehe doch einen Futterberater zu Rate. Damit lagerst du die Verantwortung ein Stück weit aus - dich dann an den Plan zu halten und alles wie besprochen umzusetzen ist am Ende auch weiterhin deine Verantwortung. 

 

Das richtige und passende Futter zu finden - das ist schon eine Mammutaufgabe. Ein Futterberater hat in der Regel gute Hilfsmittel und Erfahrungswerte, aber auch ich erlebe oft in der Praxis, dass die Theorie nicht immer zur Praxis passt und auch, dass die Theorie nicht immer alltagstauglich ist. Und das ist ok - dann gilt es trotzdem, das Bestmögliche für Fellnase und Besitzer aus der Situation herauszuholen. 

 

Ok, ich fasse noch einmal kurz zusammen. Manchmal sind wir verzweifelt und spüren den Druck der Verantwortung für unsere Fellnasen ganz deutlich. Häufig, dann, wenn  wir nicht genau wissen, wie oder was wir verändern können. 

Es hilft, wenn wir uns an dieser Stelle eingestehen, dass uns ein Stück weit Wissen fehlt - denn dann schaffen wir eine Situation, die man beheben kann, indem wir uns Wissen aneignen oder einen Experten um Hilfe bitten. 

Das Tierschutzgesetz gibt dabei vor, dass wir unser Tier nicht nur der Art entsprechend ernähren sollten, sondern auch den Bedürfnissen entsprechend. Daher ist es zunächst wichtig, den individuellen Bedarf unserer Fellnase anzusehen, bevor wir ein Futter auswählen und nicht das Futter wählen, ohne den Bedarf überhaupt angeschaut zu haben. Das Tierschutzgesetz sagt auch aus, dass wir über entsprechendes Wissen zum Thema Ernährung verfügen sollten… Und hier ist natürlich schwer eine Grenze zu setzen - wann hat man genug wissen? Ich persönlich glaube es Bedarf keiner Ausbildung zum Experten, aber die Grundlagen zu Gewicht und Körperbau, Futtermittelkunde (Welche Futtermittel gibt es, wie kann ich ein Futter hinsichtlich der Zusammensetzung beurteilen) und auch was ein Tier auf keinen Fall (regelmäßig oder überhaupt) zu fressen bekommen sollte - das sollte meiner Meinung nach jeder wissen, der ein Tier hält.
Und auch wenn jeder Tierbesitzer das Wissen hat, sind Experten wie ich noch lange nicht überflüssig… 

 

Und wenn du Lust bekommen hast, dich in Sachen Tierernährung weiterzubilden - dann schau unbedingt auf meiner Homepage unter www.futterplanschmiede.de im Reiter Weiterbildung nach - dort findest du mein Angebot zu verschiedenen Themen. 

 

Ich unterstütze die Kampagne #doitride und #adoptierenstattproduzieren - für mehr Tierwohl in dieser Welt!